Vollere Lippen mit Botox? Dr. Tina Peters ist skeptisch und erklärt, warum der gehypte Lipflip zum Lipflop werden kann.
Natürlichkeit ist auch bei Lippenvergrößerungen ein großes Thema. „Nur nicht zuviel“ ist ein Satz, den ich fast täglich höre. Schlauchbootlippen und Entenschnäbel sind der größte Horror vieler Patientinnen und Patienten ich bin da ganz auf ihrer Seite. Ein Trend, der besonders dezente Ergebnisse bringen soll, ist der Lipflip. Er kommt aus den USA und lässt seit einer Weile auch bei uns Lippen leicht ausflippen. Die Methode funktioniert mit Botulinumtoxin, das an bestimmten Punkten der Ringmuskulatur (orbicularis oris) von Ober- und manchmal auch Unterlippe injiziert wird. Die Wirkung setzt – wie immer bei Botox – verzögert ein, in der Regel nach sieben bis zehn Tagen. Die Lippe entspannt sich, stülpt sich dadurch automatisch nach außen, flippt also quasi hoch – daher der Name. Das Lippenrot tritt sichtbarer hervor und zieht sich auch beim Lächeln nicht zurück. Die Lippen wirken insgesamt voller. Das klingt toll. In der Theorie. Der Praxis-Test hat mich aber nicht überzeugt. Dabei geht es gar nicht so sehr um den optischen Effekt, der wirklich ganz schön sein kann und in erster Linie eine Sache der optimalen Dosierung mit einem qualitativ hochwertigen Botulinumtoxin ist. Das Gefühl der eingeschränkten Beweglichkeit der Oberlippe über Wochen stimmte für mich und meine Testpersonen nicht. Obwohl ich sehr viel Erfahrung und lange Routine in der Anwendung von Botox zur Faltenglättung habe, schrecke ich im Bereich der Lippen bewusst davor zurück. Der Grat zwischen dem gewünschten Effekt und einer Überspritzung, die zu erheblichen Beeinträchtigungen führen kann, ist haarfein. Ein Hauch zuviel und es gibt keine Möglichkeit, daran etwas zu ändern. Nebenwirkungen wie Asymmetrien und Schwierigkeiten beim Aussprechen von O und P, beim Essen, Trinken, Rauchen, Singen und Pfeifen bessern sich erst mit nachlassender Wirkung des Toxins. Und das kann je nach Stoffwechselaktivität drei bis vier Monate oder sogar noch länger dauern. Besser zu kontrollieren ist dagegen eine Lippenvolumen-Behandlung mit Hyaluronsäure. In Sachen Unterspritzungs-Techniken hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan, unter anderem gab es z.B. einen großen Hype um die sogenannte „Russian Lips Technik“, mit der man durch eine spezielle Unterspritzungs-Methode viel Volumen erzeugen kann. Mit speziellen Produkten, die für die Lippenpartie entwickelt wurden, lassen sich schöne, sehr natürlich wirkende Ergebnisse erzielen, die bis zu 18 Monate lang halten können. Die Lippenaufspritzung mit Hyaluronsäure sorgt übrigens nicht nur für mehr Volumen, sie verbessert gleichzeitig den Feuchtigkeitsgehalt der Haut. Die Lippen werden weicher und elastischer. Deshalb mein klares Lippenbekenntnis: „Ich bleibe bei Hyaluronsäure.“