OP im Intimbereich gehören längst der Normalität an

OP im Intimbereich gehören längst der Normalität an 800 533 Dr. Tina Peters

Das Schönheitsideal – seit Menschengedenken entwickelten Völker verschiedene, sich im Laufe der Zeit verändernde, doch omnipräsente Idealvorstellungen von einem perfekten Körper und Gesicht. Diese Ideale prägten die Gesellschaft so stark, dass man, ob nun bewusst oder unbewusst, sich in der eigenen Haut nicht mehr wohlfühlte, sobald man in irgendeiner Weise von dieser „Norm“ abwich.

Im Laufe der Zeit haben sich durch die Weiterentwicklung der Medizin die Möglichkeiten der „Korrekturen“, die einem geboten werden, vervielfältigt und – die Gesellschaft hat zudem eine hohe Toleranz und Akzeptanz ihnen gegenüber entwickelt, sodass es heutzutage nichts Besonderes, Nennenswertes oder gar Empörendes mehr ist, wenn man sich einem chirurgischen Eingriff unterzieht. Durch diese Entwicklung wird aber vor allem auch den Menschen das Leben deutlich erleichtert, die nicht nur psychisch unter ihrem Aussehen leiden, sondern auch physische Schmerzen spüren. So auch zum Beispiel im Intimbereich. Dr. med. Tina Peters teilt mit uns ihre Erfahrungen als langjährig praktizierende und erfahrene plastische Chirurgin. Aus der Tätigkeit in ihrer eigenen Praxis in Hamburg kann sie uns unter anderem Näheres zu den Beweggründen der Patienten, den Methoden und Risiken bei Operationen im Intimbereich erzählen.

Die Ästhetik ist wichtiger denn je geworden. Welche Eingriffe führen Sie am häufigsten durch?

Die Tendenz zu minimal-invasiver Faltenbehandlung ist weiterhin steigend. Trotzdem kommen mehrmals im Monat Patienten zu mir in die Praxis, die Wünsche haben, die sich nur mit einer Operation realisieren lassen. Denn Botulinumtoxin, Hyaluronsäure und Eigenfett-Unterspritzungen haben zwar wirklich gute Effekte, stoßen aber irgendwann an ihre Grenzen. Immer dann, wenn es um die Korrektur von überschüssiger, hängender Haut geht oder eine deutliche Verjüngung gewünscht ist, geht es nicht ohne Skalpell. Langzeitstudien haben übrigens gezeigt, dass operative Eingriffe unterm Strich oft nicht teurer sind als minimal-invasive Behandlungen, die ja regelmäßig aufgefrischt werden müssen.

Die meistgewünschte Operation bei mir ist die Oberlidstraffung. Seitdem so viele im Homeoffice arbeiten und ihr Gesicht während der Zoom- oder Teams-Meetings sehen, boomt dieser Eingriff. Lidstraffungen heilen schnell ab, lassen sich gut kaschieren und sind zu jeder Jahreszeit problemlos. Fettabsaugungen sind dagegen in den Herbst- und Wintermonaten angenehmer. Die Kompressionswäsche, die nach dem Eingriff für Monate getragen werden muss, stört im Sommer einfach zu sehr. Außerdem sind die Patientinnen und Patienten dann rechtzeitig zur Outdoor-Saison in shape. Fettabsaugungen haben übrigens seit Corona stark zugenommen und stehen bei vielen ganz oben auf der Wunschliste. Ein Schwerpunkt von mir sind Brustkorrekturen. Deshalb kommen Patientinnen aus ganz Deutschland in meine Praxis.

Aus welchen Motiven lassen sich Ihre Patienten operieren, wie hoch ist der Leidensdruck?

Termin zur Beratung vereinbaren. Die Gründe für eine Operation sind extrem individuell und reichen von medizinischen Beschwerden bis hin zu rein optischen Beweggründen. Letztendlich geht es IMMER darum, sich in seinem Körper wohlfühlen und die Lebensqualität und -freude zu steigern. Je sichtbarer der empfundenen Makel ist, desto höher ist der Leistungsdruck, von Schmerzen einmal ganz abgesehen. Die meisten Patientinnen und Patienten haben sich schon lange Gedanken über einen Eingriff gemacht, bevor sie einen Termin zur Beratung vereinbaren.

Da ist zum Beispiel die junge Frau, die sich mit Implantaten ihren Traum von größeren Brüsten erfüllt. Einfach, weil sie es schön findet. Dann gibt es die Patientin, die sich nach einer oder mehreren Schwangerschaften ein „Mommy make-over“ mit Bruststraffung, Bauchdeckenstraffung und vielleicht einer Fettabsaugung wünscht. Typisch ist auch der Sportler, der trotz maximaler Anstrengung seine Pölsterchen an den Hüften nicht wegbekommt und eine Fettabsaugung möchte. Und natürlich fallen in meinen Bereich als leidenschaftliche Chirurgin auch medizinisch erforderliche Operationen. Dazu zählen der rekonstruktive Brustaufbau nach einer Tumorresektion, eine Fettabsaugung bei Lipödemen oder die Entfernung und Straffung überschüssiger Haut bei Adipositas-Patienten nach erfolgreicher Gewichtsabnahme. Sie merken schon, nach 25 Jahren Berufserfahrung könnte ich unzählige Geschichten hierzu erzählen, aber es lassen sich zumindest ein paar Prototypen beschreiben.

Eingriffe im Intimbereich sind ein hochsensibles Thema. Was sind die Gründe für Operationen im Intimbereich?

Unsere Sexualästhetik hat sich im Laufe von nur einer Generation vollkommen verändert. Die Intimrasur liegt seit einigen Jahren im Trend und dadurch treten bei Frauen z.B. verlängerte innere Schamlippen oder ein voluminöser Venushügel stärker hervor. Auch bei Männern fallen Abweichungen von der Norm stärker auf, wer auch immer diese Norm definiert hat. Es geht aber nicht nur um Optik. Oft gibt es medizinische Gründe für die Eingriffe, denn zu lange Schamlippen können beim Sex Schmerzen bereiten und auch beim Sport oder in engen Hosen stören, ähnlich wie bei Männern ein erschlaffter Hodensack.

Heute spricht man zum Glück offener über diese Themen. Trotzdem wird der Wunsch nach einem Eingriff im Intimbereich von vielen immer noch belächelt und als Luxusproblem abgetan. Aber wenn eine Patientin oder ein Patient ein Problem hat, das körperlich oder psychisch belastend ist, nehme ich das ernst und bemühe mich, kompetente Hilfe anzubieten. Egal, ob es um die optische Optimierung des Schambereichs geht oder um eine funktionelle Störung.

Bei den Frauen geht es meist um eine Verkleinerung der inneren Schamlippen, eine Straffung des Klitorismantels oder eine Korrektur der äußeren Schamlippen. Bei Männern überwiegt der Wunsch nach einer Verdickung und/oder Verlängerung des Penisschafts und der Eichel, teils aus ästhetischen Gründen aber auch häufig aus Gründen der Verbesserung der sexuellen Befriedigung für beide Partner.

Welche Risiken gehen mit Eingriffen im Intimbereich einher?

Die Eingriffe sind so vielfältig, dass sie sich schwer über einen Kamm scheren lassen. Generell gelten die allgemeinen Risiken einer Operation. Aber intimchirurgische Eingriffe sind relativ überschaubar und Komplikationen bei guter Planung und Ausführung seltener. Kleinere Nachblutungen oder Wundheilungsstörungen sind meist unkompliziert zu behandeln. Wundschmerzen, Schwellungen, Blutergüsse und vorrübergehende Gefühlsstörungen gehören zu den normalen Nebenwirkungen. Wichtig ist das postoperative Verhalten der Patienten, das fast genauso wichtig ist wie mein chirurgisches Können.

Wie viel Zeit sollte für die Operation und die folgende Genesung eingeplant werden?

Die Operationen können meist ambulant in Kurznarkose oder in örtlicher Betäubung erfolgen und dauern, je nach Befund, zwischen 1 und 2 Stunden. Sowohl bei Frauen als auch bei Männern ist eine primäre Ruhephase nach der Operation entscheidend, 5 bis 7 Tage sollten im Schnitt eingeplant werden. Geht es allerdings nur um Unterspritzungen mit Hyaluronsäure oder um das Aufspritzen des G-Punkts (O-Shot), ist die Rekonvaleszenz deutlich kürzer und keine lange Ruhezeit nötig.

Welche sind die häufigsten Eingriffe, die Männer durchführen lassen?

Männer machen heute in meiner Praxis fast ein Drittel meiner Patienten aus. Das war vor zehn Jahren noch ganz anders. Aber mittlerweile spüren auch sie den zunehmenden Druck, im Job optisch mithalten zu müssen. Im Gesicht wünschen sie sich unauffällige Eingriffe, um weniger gestresst und genervt auszusehen. Eine Behandlung habe ich extra für Männer entwickelt. Sie setzt Zornesfalten und Krähenfüße geschickt außer Gefecht. Es sind nur minimale Nuancen, die ich mit Botulinumtoxin verändere. Die Mimik beruhigen, nicht lahmlegen, ist das Motto. Die Kunst besteht darin, das Toxin so präzise zu dosieren, dass noch nicht mal enge Mitarbeiter etwas merken. Hyaluronsäure sorgt für frischere Haut und einen dynamischen Eindruck. Ich hebe damit die Mundwinkel, gleiche die Nasolabialfalte aus oder unterspritze die Tränenrinne und entferne damit die Müdigkeit aus der Augenpartie. Neben diesen minimal-invasiven Behandlungen mit Botox und Hyaluronsäure im Gesicht sind vor allem Ober- und Unterlidstraffungen sehr gefragt bei Männern. Zunehmend sind aber auch Fettabsaugungen an Bauch, Hüfte und Brüsten gewünscht. Bei den intimchirurgischen Eingriffen liegen Penis- und Eichelverdickung sowie Penisverlängerung vorn.

Frau Dr. Peters, vielen Dank für das Interview.