Der Hype um die Abnehmspritze

Der Hype um die Abnehmspritze 1333 2000 Dr. Tina Peters

Einmal pro Woche eine Spritze und die Pfunde schmelzen dahin. „Wegovy“ heißt das verschreibungspflichtige Medikament, das in Hollywood boomt, in den sozialen Netzwerken Millionen Aufrufe verzeichnet – und in Deutschland auch unter dem Hashtag #Ozempic die Runde macht. Bekannt wurde die Spritze zum Abnehmen durch Kim Kardashian, die damit angeblich erschlankt ist – Elon Musk twitterte hingegen offen, dass das Medikament bei ihm Erfolg zeigte. Entwickelt wurde es zur Behandlung von Diabetes und Adipositas und nur dafür ist auch zugelassen. Aber es wird zurzeit wie eine Droge gehandelt. Dr. Tina Peters schmunzelt, was ihre amerikanischen Kollegen der Plastisch-Ästhetischen Chirurgie bereits anbieten:

„Das „Wegovy“-Facelift! Die Menschen nehmen nach der Spritze so schnell ab, dass die Haut gar nicht mitkommt und sichtbar erschlafft. Schmilzt das Fett in den Schlüsselbereichen wie Wangen und Kinn, lässt das eine Person eben auch schnell älter aussehen. Denn geht es um die Gesichtsalterung, ist Fett in den meisten Fällen eher Freund als Feind. Es folgt dann sicherlich bald der „Wegovy“-Bodylift, wenn zu viel Haut am Bauch, an den Beinen und Armen am Körper hängt. Seit Viagra gab es kein verschreibungspflichtiges Medikament, das auf Partys und Events und auch in den sozialen Medien für so viel Gesprächsstoff sorgte.
Die rasante Gewichtsabnahme liegt an dem Haupt-Wirkstoff Semaglutid. Er macht Menschen mit Adipositas, also krankhaftem Übergewicht ab einem Body-Mass-Index von 30, große Hoffnungen, weil damit keine Magen-Operation nötig ist. In Deutschland ist der Wirkstoff bereits seit 2018 als Diabetes-Medikament unter dem Namen „Ozempic“ auf dem Markt. Die Patienten spritzen ihn sich einmal wöchentlich unter die Haut. „Wegovy“ ist im Prinzip das gleiche Medikament. Es wird bei der Indikation krankhaftes Übergewicht verschrieben und hat eine höhere Dosierung des Wirkstoffs Semaglutid. Das ist ein dem körpereigenen GLP-1 („Glucagon-like Peptide 1“) ähnliches Darmhormon, das die Insulinausschüttung und das Hungergefühl reguliert. Im Gehirn aktiviert der Wirkstoff bestimmte neuronale Regelkreise, die für das Hungergefühl zuständig sind. Er steigert das Sättigungsgefühl, reduziert den Appetit und so die zugeführten Kalorien.
Einfach ein paar Wochen spritzen und schon ist die Adipositas geheilt, klingt verlockend. Aber bei diesen Patienten handelt es sich eher um eine lebenslange Therapie. Klinische Studien zeigen, dass die Patienten kontinuierlich über die ersten ein, anderthalb Jahre abnehmen. Setzen sie das Medikament ab, nehmen sie wieder zu.
Wie gesund kann es also sein, wenn man nicht erkrankt ist, und sich, nur um ein paar lästige Pfunde ohne Anstrengung loszuwerden, ein hierfür nicht zugelassenes Diabetes-Medikament spritzt? Zumal es ja auch Nebenwirkungen gibt. Hollywoods neue Wunderdroge ist hier ohne eine parallele Umstellung der Ernährung und Co. Zwar eine Strategie, aber nicht die beste. Besser ist es, langsam abzunehmen mit einer Ernährungsumstellung, Sport und viel Bewegung. Dann kommt die Haut auch mit und es reicht, wenn im Gesicht etwas Fett verlorengeht, die Lücke mit einem Filler zu behandeln und das Facelift dann zu machen, wenn die Haut durch den normalen Alterungsprozess erschlafft.